[351] 1632.
Ists nicht so, berühmter Schütze?
Deine Mutter war wie schon
an der schwarzen Lethenpfütze
und dem bleichen Phlegethon;
Charon, der erblaßte Man,
schrie sie schon ums Fährgeld an;
die Vernunft war fast verloren,
und sie war nun nicht mehr sie,
der in die halbtauben Ohren
man ihr noch diß Wort einschrie:
Heinrich, euer lieber Sohn,
kommt und seht, hier ist er schon!
Wie erfrischt' ihr diß ihr Leben,
das beinah' erstorben war![351]
Ihr Geist war ihr wiedergeben,
welcher fast verhauchet gar.
Komm, Sohn, sprach sie, komm herzu!
Meines Todes Tod bist du!
Was ists not, daß, wie vorzeiten
es Äagers Sohn gemacht,
du mit Liedern, Spiel und Saiten
fahrest in den finstern Schacht?
Schütz, auf deinen Namen blos
giebt der Tod die Toten los.
Du machst dir mit deinen Liedern
Hell' und Himmel untertan,
daß dir keines nichts verwiedern,
keines nichts versagen kan,
weil auch, wenn du schon nicht singst,
du sie beide doch bezwingst.
Diß kan eine schöne Seele,
die den Himmel Vater heißt,
die aus der beleibten Höle
über sich und zu ihm reist
und ihm ein Gesetze schreibet
durch das, was doch seine, bleibet.
Hilft mir Gott und will mein Glücke,
daß mirs auch noch wol soll gehn,
daß ich nicht so stets zurücke
und in schlechter Acht muß stehn,
so ist deines Fürsten Gunst
mir nicht, hoffe, gar umsonst.
So will ich einmal auch kommen,
wo ihr schönen Leute seid.
Was ich mir schon vorgenommen,
das eröffnet jene Zeit.
Diß ists, das ich sagen will;
dort ist meiner Hoffnung Ziel.
Vater Mars, laß ab von Meißen
und vergönn uns deine Ruh'!
Laß sich auch nun Fremde schmeißen,
die uns lange satt sehn zu![352]
weise nun auch deine Macht
dem, der sie noch itzt verlacht!
Denn so will ich dich erheben,
wenn du weit von uns wirst sein,
und mein Schütze wird beineben
seine Saiten stimmen drein,
daß die Gegend weit und breit
froh sein wird bei solcher Zeit.
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