14. R. Brockman an seine Dorothea.

Ja, Leben, ich bin angezündet

von deiner Liebe keuschen Brunst.

Was meine freien Sinnen bindet,

das sind die Ketten deiner Gunst.


Wie selten sind sie sonst beisammen

ein Leib und Geist an Zier gleich reich!

Diß duppelt meiner Liebe Flammen:

bei dir ist Schmuck und Zucht zugleich.


Der Glanz, die Schönheit, das Gebärden

war dich zu lieben übrig satt,

doch muß diß vor gerühmet werden,

daß deine Jugend Tugend hat.


So kom und laß mich werden innen

der schönen Freuden süßen Frucht!

Schatz, dich allein besitzen können,

ist einig, was mein Herze sucht!


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 89,407.
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