3. Auf das Nachtmal des Herrn

[445] Das hohe Wundermal, da selbst der Wirt wird gessen,

diß Brot, der Wein; nicht so: der Leib, diß Blut,

das so viel an gesunden Kranken tut;

das tote Lebende für Tod zum Leben essen,


das neue Testament, der letzte Wille dessen,

der menschlich starb, nun göttlich lebt und Hut

für diese hält, so heißen Gottes Gut,

und was? Wie kan ein Mensch die Göttlichkeit ermessen?


Hinweg, Vernunft, du kluge Törin du.

Weg, weiser Wahn, halt Ohr und Augen zu.

Die ungelehrten sind hier die gelehrten Köpfe.


Pfand meines Heils, ich komme mit Begier

zu deiner Kost und nehme sie zu mir,

daß mein Tod in dir sterb' und ich dein Leben schöpfe.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 445.
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