5. Als ihm Herrn Timothei Swirsens Hausfrauen Ableben in Ehsten berichtet ward

[456] Ich bin betrübt mit ihm, dem Freunde jener Zeit.

Es tauret mich sein Fall, in dem er muß verlieren

des Herzens halben Teil und hin zum Grabe führen.

Ich bin betrübt mit ihm, es tauret mich sein Leid.


Ach, daß diß Beileid doch von ihm nun ist so weit!

Doch daß er nach der Zeit dasselbe möge spüren,

so will ich auch allhier ihm seinen Toten zieren

und etwas setzen auf von keiner Sterblichkeit.


Wir Menschen pflegen oft zu klagen über Leichen

und wissen selber nicht, wie nah' uns unsre Zeichen

des Todes sind gesteckt. Wer weiß, ob auch um dich


ein Auge wird genetzt? Drum will ich Andre klagen

und hierbeineben auch von meiner Schwachheit sagen:

so hab' ich recht beweint in einem Fremden mich.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 456.
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