15. In des edlen Lorenz Wolf Sparn, Königl. Schwedischen Groß-Gesandten an den Großfürstl. Hof in der Moskaw, Marschallen, sein Stambuch

[468] 1634 November.


Wie recht hat er gesagt, der Freundschaft mit der Sonnen

so wol verglichen hat! Sie scheint der großen Welt,

bringt alles in sein Sein, erwärmt, vermehrt, erhält,

teilt Glück und Zeiten aus. Sie ist der Freundschaft Brunnen,


ihr Bach, sie kommt zu uns von oben abgeronnen.

Sie ist der Sonnen Licht, die uns zu uns gesellt,

setzt Herz in Herzen ein. Wem diese nicht gefällt,

dem Blei für Golde habt ihr Parzen abgesponnen.


Sie hat die neue Welt der alten anvertraut.

Itzt soll die Mitternacht und was den Morgen schaut

durch ihrer Vorsicht Gunst in unsern Abend kommen


Wenn denn mein edler Freund sein Stambuch durch wird sehn,

so denk' er über mir, mir sei von ihm geschehn,

als hätte Freundschaft selbst in Freundschaft mich genommen.[468]

Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 468-469.
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