62. An M. Godfried Finkelthaus in Hamburg, den 16. September 1639

[489] Chrysillis ist dir hold, Astree liebet dich,

Armille hofft nach dir, Melite will dich haben;

die braune Dorilis besendet dich mit Gaben,

die keusche Zynthie, die hat dich gern um sich.


Ach wie viel glücklicher bist du doch, Freund, als ich.

Rubelle die ist tot, Parthenie begraben,

die teure Basile will anderweit sich laben,

und mein Herz' Amnien, die seh' ich nicht um mich.


O strenge Widrigkeit so gleichgesinnter Freunde!

Was mich dich preisen heißt, das macht sich mir zum Feinde,

dein Lieben ist mein Haß, mein Hassen deine Lust.


So tu denn, Freund, wie ich, hilf mein Verhängnüß schelten,

wie ich dein Glücke lob', und lasse was du tust.

Was aber, daß du mich besuchest gar zu selten?


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 489.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Deutsche Gedichte
Deutsche Gedichte