38. Auf ein Kleinot

[508] Was, Seele, war es not so einer reichen Gaben,

darzu so manche Welt ihr Bestes hat gesandt?

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . das braune Mohrenland

sein reingewaschnes Gold, der Buzarether Knaben,


die haben das Gestein' hierzu fern' ausgegraben,

Basora das, was führt sein reicher Perlenstrand.

So scheints auch, daß es mehr als eine Menschenhand

in ein so schönes Tun zusammenbracht muß haben.


Laß, Liebste, laß der Welt, der armen, ihre Schätze,

das wird nicht weit geholt, daran ich mich ergetze.

Auch ists was solches nicht, dran man viel wenden muß.


Du hast es allezeit bei dir, mein ander Leben,

darvon ich leben kan. Je mehr du mirs wirst geben,

je mehr behältst du es. Was ist es denn? Ein Kuß!


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 508.
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