43. An Amenen, als sie sich mit Angeln erlustirete

[510] Lieb, du hast deine Lust um diesen schönen Fluß,

da manche Nais schwimmt, da Chloris mit Napeen

um seines Ufers Rand und tausent Blumen gehen.

Und daß der heiße Tag dir mache nicht Verdruß,


so beut die Weide dir zum Sessel ihren Fuß,

zum Schirm' ihr laubicht Haupt. Die Etesinnen wehen.

So siehest du vor dir die stummen Schaaren gehen,

die deiner Angel auch verehren ihren Kuß.


So spielst du, schönes Kind, und lässest unerwogen,

was für Gedanken mir hier werden zugezogen.

Gleich so spielt Amor auch mit mir und kränkt mich frisch.


Sein' Angel ist das Lob von deiner edlen Tugend,

das Garn der Augen Licht, die Rute deine Jugend,

die Speise deine Zier und ich der schwache Fisch.


Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 510.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Deutsche Gedichte
Deutsche Gedichte