102. An das Jahr, daß es doch balde verlaufe

[536] 1640 Januar 1.


Zwölf Fürsten dienen dir, vier Häuptern untertan,

die Wochen sind dein Heer, als welche du aus Tagen,

aus Stunden diese machst. So fährst du auf dem Wagen,

den Mon und Sonne ziehn. Die Zeit, die fleucht voran,


häut Alles vor ihm um und macht dir reinen Plan.

So sieht man weit und breit des Sternen Pövel jagen

um, neben und nach dir. So wirst du hingetragen

ins Haus der Ewigkeit, der Niemand folgen kan.


Lauf, Vater Jahr, diß Jahr lauf mehr als sonst behende

und komme noch einmal so balde zu dem Ende,

o meiner Arbeit Trost, daß ich das schöne Tun,


auf das mein Vaterland in langer Hoffnung denket,

recht führe wol hinaus, und, die sich itzt so krenket,

alsdenn mit Freuden mög' in diesen Armen ruhn.
[536]

Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 536-537.
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