Zum 8. Februar 1858

[261] (Einzug der Prinzessin Viktoria)


Du schiedst aus schönem Lande

(O schau nicht bang zurück),

Du löstest alte Bande

Zu neuer Liebe Glück;

Von Trepp- und Fensterstufen,

Von Dächern allerwärts

Begrüßt dich Jubelrufen,

Begrüßt dich unser Herz.


Nicht lieh uns ihren Segen

Verschwendrisch die Natur,

Schlicht, einfach allerwegen,

Gab sie das Nöt'ge nur.

Doch ob uns wenig bliebe,

In einem sind wir reich:

An Ehre, Treu und Liebe

Sind wir den Besten gleich.


Oft wohl durch unsre Tore,

Nach nie-gesuchtem Krieg,

Zog ein im Waffenchore

Der allerschönste Sieg;

Doch was uns je beschieden,

Heut ist es schöner da;

In Segen und in Frieden

Kamst du, Viktoria![261]


Quelle:
Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 20, München 1959–1975, S. 261-262.
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