Wilkendorf

[437] Wilkendorf, eine halbe Meile nördlich von Strausberg, ist seit vor 1536 im Besitze der Pfuels. Das reizend am Abhang gelegene, auf eine Talwiese niederblickende Herrenhaus ist neu und unter den mannigfachen Kunstschätzen desselben befindet sich nichts, was bis in frühere Jahrhunderte zurückreichte. Einige ältere Familienporträts sind ohne Belang.

Die Kirche ist alt und zeichnet sich durch einen mit Geschmack und Pietät restaurierten Schnitzaltar aus. Interessanter noch als dieser ist der aus einem großen Granitblock ausgemeißelte Taufstein, der vor dem Altar steht. Er ist ungewöhnlich groß und hat über drei Fuß Höhe bei zwei Fuß Durchmesser. Solche granitnen Taufsteine waren in der ersten Zeit der Christianisierung des Landes sehr häufig; allerorten auf den Feldern umherliegende[437] Rollsteine, wie sie das Material zu den Kirchen selber boten, wurden ausgehöhlt und die »Taufe« war fertig. Die Bearbeitungskunst bleibt aber unter allen Umständen erstaunenswert, wenn man erwägt, wie geringe technische Hilfsmittel damals zu Gebote standen. Jetzt begegnet man solchen »Taufen« nur sehr selten noch.

Quelle:
Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 10, München 1959–1975, S. 437-438.
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