VIII

[18] Du sprichst mir nie von sünde oder sitte.

»Ihr meine schüler · sprossen von geblüt·

Erkennt und kürt das edle unbemüht ..

Auch heimlich bin ich richte eurer tritte.


So lieb ich dich: wie früher lehren spruch

Als märchen ehrend du in mittaglicher

Umgebung vor dich hinschaust · weges-sicher

Nicht weisst von scham von reue oder fluch.


Du wohntest viel in enger wahlgemeinde

Im lieben ohne maass und ohne lass

Vorm schicksal wenig klage wenig hass

Doch lange rache nährend wider feinde.


Und bei den taten denen weder lohn

Noch busse – die du strahlend rühmst vor freien

Und die nach volkes wahn zum himmel schreien

Da zuckte ich nur lächelnd: sohn! o sohn!«

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Stefan George: Der Teppich des Lebens und die Lieder von Traum und Tod. Gesamt-Ausgabe der Werke, Band 5, Berlin 1932, S. 18-19.
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