Fünfter Auftritt


[105] Fräulein Karoline. Herr von Kreuzweg. Herr von Kaltenbrunn.


HERR VON KALTENBRUNN. O mein allerliebster Herr von Kreuzweg! tun Sie mir doch die Liebe und schicken diesen Brief mit einem von Dero Bedienten auf eins von den Gütern meiner Muhme.

HERR VON KREUZWEG. Von Herzen gern.

FRÄULEIN KAROLINE. Warum kannst du ihn nicht mit einem von unsern Leuten schicken? Sie werden doch nicht alle ausgestorben sein?

HERR VON KALTENBRUNN. Ich darf nicht. Der Stallmeister sagte mir, die Oberstin hätte ihm befehlen lassen, er sollte den großen Reisewagen[105] instand setzen. Nun fürchte ich, sie möchte Lust haben, mit dem von Ziegendorf auf sein Gut zu fahren ...

FRÄULEIN KAROLINE lächelnd. Nun? und das wirst du ihr doch wohl nicht wehren können?

HERR VON KALTENBRUNN. Ja freilich! Ich habe dem Wagenmeister befohlen, ihr zu sagen, daß alle Pferde im Stalle unbrauchbar sind.

FRÄULEIN KAROLINE schüttelt den Kopf. Wahrhaftig, Bruder! du gehst in deiner Kühnheit, die Oberstin bei der Nase herumzuführen, zu weit.

HERR VON KALTENBRUNN. Ich habe itzt keine Zeit, deine Predigten anzuhören. Zum Herrn von Kreuzweg. Wollen Sie mir die Liebe tun, mein Herr von Kreuzweg?

HERR VON KREUZWEG. O ja! von Herzen gern. Man muß freilich alle Mittel ergreifen, sein Bestes zu besorgen.

HERR VON KALTENBRUNN. Kommen Sie! kommen Sie geschwinde!


Sie gehen ab.

Fräulein Karoline geht allein im Zimmer herum und schüttelt den Kopf, als wenn sie sich über ihre Geschwister aufhält, bald darauf kömmt.


Quelle:
Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen. Reihe Aufklärung. Band 6, Leipzig 1933–1935, S. 105-106.
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