Uber die Unglückselige Tugend: die heisset /durch Letter wechsel / gut end

[49] Ob sich die Sonn verbirgt / die Winde sich erheben;

ob auch die Welle kommt / daß sie das Schiff bedeck

und ganz verschlingen will: noch gleichwol ist man keck /

wird nur des guten Ends / des Ports / vertröstung geben.

Die Welt / das Jammer- Meer! in Wellen schifft mein Leben.

Jen's ist voll Vnglücks Wind; ob diesen ich erschreck /

das ich die Segel nicht / die dapffern Sinn' / außstreck /

und laß' es so nach Lust der tollen Flut / fort schweben.

Wann nur mein Schiff erlangt / den viel gewünschten Port /

(Ich mein / ein gutes End) mein hie geführtes Leben /

So bin ich schon vergnügt / und kan mich freuen dort.

Doch kan ein gutes End allein die Tugend geben /

als die es selber ist. Werd' ich in sie versetzt /

so bin ich alles Leids und stürmens reich ergetzt.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 49-50.
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