Uber die Verbergung Göttlicher Hülff' und Gnaden

[51] Ach harter Herzens Sturm / nie satt beklagte Plag /

die selbste gütigkeit / als Felsen hart / anflehen /

nur unbeweglich fort / zur hülff' und Rettung / sehen!

der das gehör erschuff / erhört nicht was ich sag /

wann Herz-außschüttend' ich mein Noht und Elend klag /

wann meiner seuffzer wind sie durch die Wolken wehen /

und hoff / es werd zu ruck / Rath / gnad / und that mitgehen:

so spür' ich leider nichts / die Plag wächst tag vor tag.

Ach Erzerbarmer / kanst dich länger wol enthalten?

Ich weiß du fühlst selb selbst / die mich längst ängstend Noht.

Ists dir ein Herzens schmerz / so soll er dirs zerspalten /

und du solst helffen / weil dir müglich all's / als Gott.

Bin dein Aug-Apfel ich / wie lästu mich antasten?

fühlstu den schmerzen selbst / wie kanst zu heilen rasten?

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 51-52.
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Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
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