Ruhe der unergründlichen verlangen

[68] Nvr ruhe / meine Seel' / in Gottes tieffen wunden.

Versenk all deine bitt' / in seinem Meer voll Blut;

die kleinhett deiner sach' / in diß Allwesend Gut.

Was das geschöpfversagt / wird in dem Schöpfer funden.

Sihstu schon keinen trost in dieser Erden-Runden:

wiß / Gott ist grösser noch / als sie / dein Herz und muht.

Die wunder er allzeit auf über-Irdisch thut.

Ihr wesen wird daraus / wann alles seyn verschwunden.

Wann Geist-erforschung schon sich weiter nicht erstreckt /

so laß die sinnen in des Glaubens süßheit schlaffen:

dann wird dir Gott daraus ergetzlichkeit erschaffen

und angenehme Freud / wann er dich wider weckt.

Traustu dir höher nicht durch Hoffnung aufzufliegen:

|warheit |

so bleib' im tieffen grund der›Allmacht‹ G0ttes

|Güte | liegen.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 68-69.
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