Uber ein unverhofft beschertes Hülff-Glück

[95] Billich / weil dein Güt' im Herzen / ist dein Lob in meinem Mund /

O du Glück und Herzen Herr! du kanst Freud und Wundermachen /

auch in einem Augenblick. Hätt ich aller Engel Sprachen:

deines Lobes minsten theil / ich doch nicht aussprechen kund.

Herzens-Angst in Herzen Freude wandelstu / in einer Stund.

Deiner vorsicht Weißheit-Aug / muß vor unsre Wolfart wachen /

und so wunder Heiliglich ordnen unsre Lebens-sachen /

das von deiner Gnad wolthaten / ganz erschallt das grosse Rund.

Ach mein König / Priester / Hirt! wollest Herrschen / Opfern / weiden

über Seel / die Sünd / im wort / das ich lerne frefel meiden.

Was soll ich / mein Hort / dir geben? mein Herz? ists doch deine Gab /

die / zu tausend andern / du mir in diesem Leben geben?

was denn? ist doch dein schon alles / was ich kan / weiß / bin und hab.

Heyland! gieb / zum überfluß / dir zu Lob und Ehr zu leben!

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 95-96.
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