Glaubens-Blick und Bericht von Gottes Gnaden-Herze

[99] Es glühet ganz / vor Lieb. Es wallet / vor verlangen

den Menschen guts zu thun. Es webet lauter Gunst.

Es hänget voller Frücht der Wunderschickungs Kunst.

Die Trost-und Hülffes Heer / mit Freuden ausher drangen.

Mit lauter Güt' und Treu wird drinnen umgegangen.

Begierde flammet an / ein' Erzerbarmungs-Brunst:

die laufft und steigt zum Ziel' ohn' Eitler Ehren dunst.

Ein Gnad' ist / in die wett der andern / ausher gangen.

Ey was? es ringen sich der mittel reiche Mäng' /

um / welches zu dem Heil der Menschen mehr solt dienen.

des Sohnes Menschgeburt / hält dort ihr Sieggepräng:

sie war das Köstlichste / die Sünder zu versühnen.

Der Höchste sagt': Ich kan nun länger warten nicht:

vor Lieb-Erbarmung mir mein Herz / zu helffen / bricht![100]

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 99-101.
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