An Gott den H. Geist

[188] Ach du holder Herzen-Herrscher / ach du Seel Erleuchtungs-Liecht!

komm' ach komm doch auch zu mir / mich beflammet zuerquicken /

laß ein strahlend Wunder-Lob dir von meiner Zungen blicken.

Setz dich / Weißheit / schnell' und helle in die Glaubens Zuversicht.

Bey dir / O mein Herz-Verwandler / zweifel' ich an Würkung nicht:

weil der Widerstrahlungs-Glanz kan die Strahlen weiter schicken /

den bestimmten Gegenstand kan beglückter auch beglücken.

Eine Klarheit aus der andern alsdann Herz-erleucht anbricht.

Draus wird Wunder über Wunder Lobaufhäuffend' angericht.

Du kanst mit dem Warheit-Garn gleich in einem Blick bestricken /

was so widerspänstig vor / darff sich jetzo nicht verrücken.

was zuvor auf die Vertilgung / jetzund auf Vermehrung dicht.

Du anzündens Opfer-Feur lässt dich nimmermehr ersticken.

Deiner Flammen Flug und Flucht mich in Wunderung entzücken.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 188-189.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte