[Sie wollen Freiheit, nun wohlan!]

[279] Sie wollen Freiheit, nun wohlan!

Gebt ihnen eine Eisenbahn,

Da mögen sie denn frei verkehren,

Der Schacher wird sie dienen lehren.


Sie brauchen gläubig einen Gott,

Herr Hegel hat des nimmer Spott,

Verdaun sie erst ein Subjekt-Objekt,

Hat nie noch ein Glaube sich weiter erstreckt.


Und dürstet sie nach Poesie,

Die Prosa ist verlegen nie,

Novelle und Tendenzgedicht

Ist Poesie und ists auch nicht.


Da mögen sie denn frei sich glauben,

Des Glaubens Freiheit selbst sich rauben;

Auch hats Poesie aufs höchste gebracht,

Wenn jeder die seine sich selber macht.

Quelle:
Franz Grillparzer: Sämtliche Werke. Band 1, München [1960–1965], S. 279-280.
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