[Ihr seid gar wackre Pflüger]

[299] Ihr seid gar wackre Pflüger

Mit immer regem Mut,

Ihr wählt den besten Samen,

Und euer Feld ist gut.


Nur tut in euerm Eifer

Ihr nimmer euch genug,

Kaum sprossen die grünen Saaten,

Geht neu darüber der Pflug,
[299]

Und seht ihr ein Hälmchen Unkraut,

So tretet ihr in die Saat,

Der eine Distel gejätet,

Dafür zehn Halme zertrat.


Man ackert doch nur, daß man ernte,

Wer jätet, desgleichen tut;

Was nützt, wenn er Schlimmes entfernte,

Und bliebe nichts übrig, was gut.


Laßt wachsen, immer wachsen,

In Preußen, Schwaben, Sachsen,

Was eben kann und mag:

Es sichtet der Erntetag.

Quelle:
Franz Grillparzer: Sämtliche Werke. Band 1, München [1960–1965], S. 299-300.
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