[Wenn der Priester opfern geht]

[360] Wenn der Priester opfern geht,

Geht er mit reinen Händen,

Wer nicht des Lebens Schmutz verschmäht,

Wird nie das Edle vollenden.


Drum, ist dein Dasein dem Volk geweiht,

Begabst sie mit Menschheitsrechten,[360]

Verbünde dich nicht zu gleicher Zeit

Nach außenhin mit den Schlechten.


Damit nicht, wenn dein Werk vollbracht,

Die Sklaven zur Freiheit kamen,

Die Vorteilkundigen, die du gemacht,

Versuchen dich nachzuahmen.

Quelle:
Franz Grillparzer: Sämtliche Werke. Band 1, München [1960–1965], S. 360-361.
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