Zur Frau Füchsin. [27] No. 38.

Dies gewiß uralte Märchen, dessen überaus wichtiger Zusammenhang mit dem altfranzösischen, nie gedruckten, roman du renard in unserer bevorstehenden Ausgabe dieses Gedichts abgehandelt werden soll, ist uns so vielmal erzählt worden, daß jede Recension ihre Eigenthümlichkeit hat. Die zwei bedeutendsten Recensionen, wovon die letzte sich noch fast ganz in Reimen erhalten, haben wir mitgetheilt, die meisten Abweichungen laufen dahin aus, daß der alte Fuchs wirklich, oder nur scheintodt (wie im altfranzös. Lied) ist, und daß entweder bloß Füchse, oder auch andere Thiere Freiens vorgeben. Im letzten Fall sind die Fragen der Füchsin oft genauer wie sieht er denn aus, hat er auch ein roth Käppchen auf? »ach nein, ein weiß Käppchen« (der Wolf) – hat er denn ein roth Camisölchen an? – »nein,[27] ein gelbes« (der Löwe), die Anrede der Katze im Eingang:


Frau Kitze, Frau Katze,

schön Feuerchen hatse,

schön Fleischchen bratse;

was macht die Frau Fuchs.


Auch:


was macht sie da, mein Kätzchen?

»sitze da, wärme mir das Tätzchen.


Nachher:


da lief das kleine Kätzelein,

mit seinem krummen Schwänzelein,

die Treppe hoch hinauf.

Frau Füchsin, ist sich drunten ein schönes Thier.

gestaltet wie ein schöner Hirsch vor mir.«


Ach nein, sagt Frau Füchsin, und hält dem alten Herrn einen Lobspruch, worin sie seine mancherlei Tugenden erwähnt. Nach dem die verschiedenen Thiere sind, wird immer etwas anderes vom Fuchs gelobt.

Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen. 2 Bände, Band 1, Berlin 1812/15, S. XXVII27-XXVIII28.
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