253. Die Weinreben und Nasen

[256] An dem Hofe zu H. war ein Geselle, der seinen Gästen ein seltsam schimpflich Gaukelwerk machte. Nachdem sie gegessen hatten, begehrten sie, darum sie vornehmlich kommen waren, daß er ihnen zur Lust ein Gaukelspiel vorbringe. Da ließ er aus dem Tisch eine Rebe wachsen mit zeitigen Trauben, deren vor jedem eine hing: hieß jeglichen die seine mit der Hand angreifen und halten und mit der andern das Messer an den Stengel setzen, als wenn er sie abschneiden wollte; aber er sollte beileibe nicht schneiden. Darnach ging er aus der Stube, kam wieder: da saßen sie alle und hielten sich ein jeglicher selber die Nase und das Messer darauf. Hätten sie geschnitten, hätte ein jeder sich selbst die Nase verwundet.[256]

Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 256-257.
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