263. Tod des Domherrn zu Merseburg

[263] Von langer Zeit her ward in der Stiftskirche zu Merseburg drei Wochen vor dem Absterben eines jeglichen Domherrn bei der Nacht ein großer Tumult gehört, indem auf dem Stuhl dessen, welcher sterben sollte, ein solcher Schlag geschah, als ob ein starker Mann aus allen Kräften mit geschlossener Faust einen gewaltsamen Streich täte. Sobald solches die Wächter vernommen, deren etliche sowohl bei Tag als bei Nacht in der Kirche gewacht und wegen der stattlichen Kleinodien, die darinnen vorhanden waren, die Runde gemacht, haben sie es gleich andern Tags hernach dem Kapitel angezeigt. Und solches ist dem Domherrn, dessen Stuhl der Schlag getroffen, eine persönliche Vertagung gewesen, daß er in dreien Wochen an den blassen Reigen müßte.[263]

Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 263-264.
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