292. Der König im Lauenburger Berg

[283] Auf einem Berg bei der Lauenburg in Kassuben fand man 1596 eine ungeheure Kluft. Der Rat hatte zwei Missetäter doch zum Tod verurteilt und schenkte ihnen unter der Bedingung das Leben, daß sie diesen Abgrund besteigen und besichtigen sollten. Als diese hineingefahren waren, erblickten sie unten auf dem Grund einen schönen Garten, darin stand ein Baum mit lieblichweißer Blüte; doch durften sie nicht daran rühren. Ein Kind war da, das führte sie über einen weiten Plan hin zu einem Schloß. Aus dem Schloß ertönte mancherlei Saitenspiel; wie sie eintraten, saß da ein König auf silbernem Stuhl, in der einen Hand einen goldenen Zepter, in der andern einen Brief. Das Kind mußte den Brief den beiden Missetätern überreichen.

Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 283.
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