477. Otto läßt sich nicht schlagen

[451] Otto III.1 war noch klein, als man ihn zu Aachen weihte, und stand unter seines Oheims, Bischof Brunos, Vormundschaft. Eines Tages geschah, daß das Kind im Bad unziemlich geschlagen wurde; da ließ es ein totes Kind in sein Bett tragen und verbarg sich heimlich. Bruno, als er vor das Bett trat, erschrak heftig und glaubte den König tot; doch bald darauf wurde er wiedergefunden.[451] Da fragte der Bischof Otton, warum er das getan hätte. Das Kind sprach: »Du hießest mich im Bade hart mit einer scharfen Gerte schlagen, und half mir all mein Weinen nicht; da zürnte ich auf dich und wollte dich drum erschrecken.« Da gelobte ihm Bruno, daß ihm fürbaß kein Leid mehr geschehen sollte, berief die Fürsten nach Mainz auf einen Tag und übergab ihnen das Kind mit dem Reiche. Die Fürsten aber empfahlen das Kind nunmehr Willegis, Bischof zu Mainz.

Fußnoten

1 Otto II.? Schlosser, II, 2, 208.


Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 451-452.
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