4.
Vber des Herrn gefängnus

[30] Gleich wie im garten sind dem Teufel eingegangen

In seine jägergarn' vnd harter ketten macht/

Die ihre missethat erbeigen auff vns bracht;

So wird die vnschuld selbst im Gartten auffgefangen.

Die freyheitt fält in strick/ durch list der grimmen Slangen.

Die hand durch welcher krafft/ das werck der welt erkracht/

Der hellen Gottheit glantz wird in der schwartzen nacht

In fessell' eingelegt vns freyheitt zu erlangen.

Der König wird ein knecht/ der tollen knechte schar

Schlegt auff den Erben zue. Er gibt sich selber bar.

Darmitt er was nicht frey auß band' vnd kercker reisse.

Hilff! der du durch den dinst das dinsthaus vmbgekehrt.

Der du in banden hast dem starcken auch gewehrt:

Das ich mich sünden frey/ zu dienen dier befleisse.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 30-31.
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