22.
Auf den Sontag deß grossen Schlangentretters/oder Occuli. Luc. II.

[199] Der du dich von dem Thron der Ewigkeit begeben

Ins Raube-Schloß der Welt/ die mehr denn feste Macht

Mit der der Höllen Fürst/ der Printz der schwartzen Nacht

Sein Rüsthaus hat verschrenckt/ auff ewig auffzuheben:

Ach schau'/ in was für Furcht/ in was für Angst wir schweben.

In dem der starcke Feind schier augenblicklich tracht

Wie er durch Gri i vnd List/ durch Wollust/ Pein vnd Pracht/

Was du dir selbst erwehlt/ ihm mache recht vnd eben.

Treib auß du starcker Held/ treib den Verterber auß/

Der mordet vnd verstreu't. Zeuch in mein Seelen Haus

Vnd laß mich eins mit dir durch Lieb vnd Glauben bleiben/

Gib daß ich deine Wort vnd gnadenreiche Lehr/

Die einig-selig macht/ mit ernster Andacht hör/

Vnd was ich höre/ mög in dieses Hertz' einschreiben!

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 199.
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