32.
Auff den Sontag deß zum Vater gehenden Gottes/ oder Cantate, Joh. 16.

[204] Was acht ich trauern! Furcht! Angst! grimme Schmertzen!

Creutz/ Plagen/ Schmach vnd Tod. Mein Jesus geht vor-an

Durch den nicht gleichen Steg/ zum Vater! zweifelt man?

Diß mehr denn kurtze Leid ist nichts als lauter schertzen.

Es ist nur eine Wolck/ ein Dunst/ ein Sturm deß Mertzen![204]

Wenn mir mein König selbst/ der alle trösten kan/

Den grossen Tröster schickt/ vnd in dem wilden Plan

Mich Ab-von abweg führt/ durch seiner Wahrheit Kertzen!

Die Zeit ist vor der Thür/ in der die blinde Welt

Die/ was nicht irrdisch ist/ für Fluch vnd Scheu-sal hält

Vor Gottes Richt-Stull wird die schwere Straff empfinden/

Die Straff' vmb daß sie nicht in festem Glauben steht

Daß Christus von Ihr zeucht/ vnd daß die Rach angeht

Die ihren Printzen sol mit Fluch vnd Straffe binden.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 204-205.
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