37.
Auff das Fest der Heiligen Dreyfaltigkeit Rom. II. Joh. 3.

[207] O Reiche Wissenschafft! wer kan die Kunst ergründen

Durch die man Gott erkenn't/ mag dieser Augen-Licht

Bergreiffen seine Weg/ erforschen sein Gericht?

Wird man deß Herren Sinn durch vnser Sinnen finden?

Vns muß Verstand vnd Geist vor seinen Wercken schwinden:

Wir wissen was die Erd/ vnd was sie einschleust/ nicht:

Wer sol verstehn was Er von seinem Himmel spricht.

Wie Wasser/ Glaub vnd Geist vns ledig macht von Sünden.

Dem Vater der vns schuff/ dem so am Creutz erhöht

(Als Mosis Schlang) vns heckt/ dem/ so von beyden geht

Vnd durch die Neu-geburt vns in das Leben führet:

Den nie kein Hertz erkant/ dem Niemand rath ertheilt

Der unser Seel erhält/ vnd vnser Schwachheit heilt

Sey' ewig Lob vnd Ehr/ die einig Ihm gebühret.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 207.
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