|
[213] Ach mein Licht! wo rührt es her? daß du' dich so hoch betrübest?
Meine Lust! was kräncket dich? was beschwehr't dein sanfftes Hertz?
Bin ich schuld an dieser Angst/ daß ich vnbedacht verschertz
Diese Gnadenzeit/ in der du mir raum zur Busse giebest?
Ich erkenn' ich bin nicht werth/ daß du heimsuchst; daß du liebest
Meine blind vnd taube Seel! ach all-sichtb're Lebenskertz!
Ach entdecke mir die Noht/ der gehäufften Plagen-Schmertz/
Die mit grimmen Donner tob't/ wenn du Rach vnd Zorn verübest!
Schaue mich dein Zion an/ treib mit scharffen Geisseln auß'
Meiner Sünden Krämerey/ die mein Hertz/dein eigen Haus
Gleich den Mörder-Gruben macht/ wenn du diesen Tand geräumet/
Wenn du in mir lehren wirst; werd' ich aller Rach entgehn
Vnd was zu dem Friede dient: weil der Friede blüht verstehn
Auch einbringen was bißher/ meine Trägheit hat versäumet.
Ausgewählte Ausgaben von
Sonette
|