49.
Auff den Sontag deß Gutthätigen Wundermans/oder XII. Sontag nach dem Fest der H. Dreyeinigkeit. Marc. 7.

[214] Wie kan ich Herr/ dein Lob vermehren/

Weil mir die Zunge Sprachloß liegt?

Daß sich mein Hertz nicht nach dir fügt:

Kommt weil die Ohren gar nicht hören.

Wie sol ich dich mein Heyland ehren!

Weil mich die tolle Welt bekrigt:

Wer hat den Lastern obgesigt/

Der nichts nicht weiß von deinen Lehren?

Ach führe mich weg von der Schaar

Rühr an die Zunge/ die so gar

Dein Feind/ mein Schöpffer/ hat gebunden!

Thu auff mein Ohr daß ich verspür

Wie wol du diß gemacht/ was wir/

Arm/ dürfftig/ Taub vnd stumm gefunden.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 214.
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