60.
Auff den Sontag der vnüberwindlichen Weißheit/ oder XXIII. nach dem Fest der H. Dreyeinigkeit/ Matth. 22.

[219] Geht/ geht ihr Feinde geht! beschlisset Rath vnd Rencke/

Stellt Gottes Weißheit nach! seyd fleissig drauff bedacht!

Legt Stricke/ Netz vnd Garn/ ja sinnet Tag vnd Nacht:

Ihr richtet doch nichts auß/ wie hoch es auch euch kräncke!

Mein König/ dem ich mich Erb- vnd Leibeigen schencke

Acht keinen Heuchel-Schein/ auch keiner Waffen Macht/

Auch keiner Menschen List/ auch keiner Zungen Pracht

Er mercket was ihr dicht/ vnd kennet was ich dencke.

Der Tag ist nah' an dem die itzt vermu ite Welt

Entdeckt für Gottes Thron/ wird zeigen was für Geld/

Vnd Vberschrifft vnd Bild sie iederzeit getragen.

Weh dem/ vnd ewig weh/ der dort nicht wird bestehn/

Den vnser König weit wird heissen von sich gehn

In Abgrund ernster Angst/ vnd nicht erdichter Plagen.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 219-220.
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