7.
Uber die Sendung des heiligen Geistes

[98] Diß ist das heilige Feur/ das Jesus wolt entzünden/

Indem was irrdisch ist verlodert und vergeh't/

Durch daß was tod/ sich regt/ was kalt/ in Hitze steht/

Vor dem die schwartze Nacht des zagens muß verschwinden:

Der ists durch den sich Gott mit Menschen wil verbinden/

Diß ist der Perlen-Thau/ der frischen Morgenröth:

Der die verwelckte Seel erfrischt/ was liegt/ erhöht.

Diß ist der Trost durch den wir Muth im Zagen finden:

Als er die Welt erschuff schwebt er still auf der Flut/

Jtzt kommt er in dem Sturm/ die Erde zu erneuen/

Dort war es angesehn auf ein vergänglich Gut.

Jtzt baut er was da sol die Ewigkeit erfreuen.

Er kam auf Wasser dort bey finster düstre Nacht/

Er kommt bey Tag in Feur/ da Er die Kirche macht.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 98.
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