67.
An eben selbige

[128] Was hat des Fürsten Hof/ was fand die weise Stadt/

Das mächtig sey mich zu erfreuen?

Ich muß die schöne Zeit bereuen/

Die mein Gemüth ohn sie/ mein Licht/ verzehret hat.

Bey ihr find ich/ was ich voll Hertzens-Seuffzer bat.

Die Saamen in das Land einstreuen

Begehren so nicht das Erneuen

Des Frühlings/ der mit Thau krönt die erfrischte Saat;

Als mich verlanget sie zu schauen/

Sie meine Lust/ Wonn und Vertrauen/

Die mir der Himmel gab zu enden meine Klagen.

Sie kan ich diesen Tag nicht sehn/

Ach Himmel laß es doch geschehn

Daß mir mög ihr Gesicht die Nacht ein Traum vortragen.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 128.
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