[136] Auff die Melodie: Ade verfluchtes Thränenthal/oder: Ach lieben Christen trauret nicht.
1.
So kan bey dir deß Käysers Huld/
Mehr als ein rein Gewissen/
So muß Pilate deine Schuld
Deß Höchsten Vnschuld büssen?
So eylest du dem Richtstul zu?
So suchest du der Völcker Ruh/
Im heilgem Blutvergiessen?
2.
Ob schon die zweymal dritte Stund/
Den Oster-Rüstag theilet:
Hat doch der Völcker grimmer Bund/
Sich auff dem Platz verweilet/
Den spricht der Zage Richter an/
Schau't euren König/ schaut den Mann
Dem nur Verbrechen feilet.
3.
Weg mit Ihm! weg rufft die Gemein!
Weg/ laß am Creutz Ihn sterben!
Sol/ spricht Er: durch der Knechte Pein
Der Juden Fürst verderben?
Fort! schrien die Priester: dieses Land
Hat alle König' außgebannt
Vor seines Keysers Erben;
4.
Weil dann der grimme Blut-Tumult/
Durch keinen Glimpff zu stillen.
Verdammt Er den/ der ohne Schuld[136]
Der tollen Schaar zu willen;
Der Er/ weil kein Vermahnen gilt/
Wil durch ein vorgesteltes Bild/
Die wüttend Augen füllen.
5.
Er wäscht die beyden Hände rein/
Vnd spricht: sols ja geschehen!
So wil Ich vnbeflecket seyn/
Ihr Kläger mögt zu sehen:
Es klebe deß Gerechten Blutt
Nicht mir an: Ihr denckt was ihr thut:
Ihr seyd hierumb zu schmehen.
6.
Sie ruffen laut/ es mag sein Blutt
Auff vnser Köpffe flissen!
Wir wollen (wo man vnrecht thut)
Mit vnsern Kindern büssen.
Da ward Barrabas frey gemacht/
Vnd Gottes Sohn verspeit/ verlacht/
Hin zu der Qval gerissen.
7.
Herr/ den diß vnrecht Vrtheil heist
Vor mein verbrechen leiden!
Bedencke wenn du meinen Geist
Auffs neu mit Fleisch wirst kleiden/
Daß du vor mich schon seyst gericht/
Daß Ich von deinem Angesicht
Mög vnverurtheilt' scheiden.
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