289. Die silbernen Läuse zu Magdeburg.354

[237] Es sind zu Anfange des 17. Jahrhunderts zwei Stutzer zu Magdeburg gewesen, die Klönen genannt. Diese haben ihr ererbtes Vermögen so liederlich[237] durchgebracht, und da sie ihr Vormund, Herr Bürgermeister Thomas Sültz, väterlich abgemahnt, daß sie nicht so verthulich und liederlich haushalten, sondern damit fein sparsam umgehen möchten, es dürfte sonst endlich mit ihnen dahin kommen, daß sie die Läuse in äußerster Dürftigkeit fräßen, haben sie gemeldetem alten Herrn zum Trotz viel silberne Läuse machen lassen, sie auf Kleider und Mäntel geheftet und sind also vor ihren Vormund getreten, haben ängstlich gethan und gesagt: seht doch, Herr Vormund, wie uns allbereits die Läuse beißen. Es kam aber bald dahin, daß ihr Reichthum alle ward und sie nichts mehr hatten, sondern von Jedermann verlassen bei St. Jacob im Beinhause elendiglich sterben und verschmachten mußten.

354

Nach Vulpius S. 299. Weitläufig bei Relßieg Bd. I. S. 80 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 237-238.
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