123. Der Trunk aus dem Stiefel.

[144] (Poetisch behandelt von Pfarrius in Simrock's Rheinländer [Leipzig o.J.] S. 326. cf. Kaufmann, Quellen S. 109.)


Einst saßen auf dem Rheingrafenstein eine Menge rheinischer Ritter bei dem ihnen von dem Rheingrafen gegebenen Gastmahle, da ergriff letzterer einen großen Stiefel, den vor einiger Zeit ein durchreisender Courier hier zurückgelassen hatte, goß ihn voll Wein und forderte seine Gäste auf denselben auszutrinken, wer das vollbringe, der solle das Dorf Hüffelsheim erhalten. Als aber Alle zugaben, daß sie das nicht zu thun im Stande seien, da erbot sich der Ritter Boos von Waldeck dazu, ergriff den Stiefel, schwenkte ihn und trank ihn leer. Er starb zwar in der folgenden Nacht an den Folgen des Trunkes, das Dorf aber verblieb seiner Familie bis auf die neuesten Zeiten.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 144.
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