224. Die ewige Lampe zu Leubus.

[259] (S. Gödsche S. 68.)


In der noch vorhandenen kostbaren Klosterkirche zu Leubus hat bis zum Aussterben der Herzöge von Brieg immer eine ewige Lampe vom dasigen Abte unterhalten werden müssen und zwar aus folgendem Grunde. Einst hatte der Herzog Boleslaw soweit das Fasten gebrochen, daß er an einem und demselben Fasttage neun Hühner verzehrte. Da befiel ihn zur Strafe eine schwere Krankheit, so daß er seinen Tod nahe glaubte und deshalb an den Abt von Leubus einen Boten sendete, ihm die letzte Oelung zu ertheilen. Letztere aber erhielt er nicht eher, als bis er dem Abte versprochen hatte, die beiden im Herzogthum Brieg gelegenen Dörfer, Langenölse und Heidersdorf mit Namen, wegen welcher das Kloster schon längst mit ihm in Streit gelegen hatte, selbigem abzutreten. Der Herzog machte sich dagegen aus, daß er im Kloster begraben werde und über seinem Grabe stets von dem Kloster eine ewige Lampe erhalten werden solle, welcher seiner Nachfolger[259] aber einmal diese Lampe nicht brennend antreffe, der solle das Recht haben, das Testament sofort umzustoßen und die Güter wieder einzuziehen. Nun ist aber der Herzog damals nicht gestorben und hat sich schwer geärgert, daß er sich durch Todesfurcht überhaupt zu der Schenkung hat verleiten lassen. Seine Nachkommen aber, die Herzöge von Liegnitz und von Brieg, sind oft zur Revision in die Klosterkirche gekommen, haben aber stets die Lampe brennend gefunden.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 259-260.
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