w) Rübezahl führet ein armes Weib zum großen Schatz.

[321] Folgende Geschichte erzehlte mir ein Schlesischer Studiosus, wie nehmlich ein armes Weib auf dem Gebirge hätte wollen Wurzeln suchen, da wäre zu ihr der Rübezahl in eines Bauern Gestalt gekommen, hätte sie angeredet, und gefraget, was ihr Begehren droben wäre? Drauf das bekümmerte Weib sagt, sie trachtete nach etlichen Wurzeln, die sie Armuths halben in der Apotheken hernach verkauffen wolte. Wolan, antwortete jener, kommet mit mir, ich will euch an einen Ort führen, da ihr in geschwinder Eil die Menge antreffet. Drauf war sie mitgegangen, und war an eine Stelle gerathen, da sie ein Loch gesehen voll lauter Ducaten, darvon sie soviel hatte[321] mögen nehmen, soviel sie gewolt, wiewohl es ihre Blödigkeit nicht zugegeben hat, einen großen Einpaß auß Geitzigkeit zu thun.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 321-322.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band