aa) Rübezahl agiret einen hurtigen Fuhrmann.

[323] Rübenzahl kommt mit einem Wagen und sechs Pferden, als ein Land-Kutscher, nach Hirschberg, losiret in dem besten Wirths-Hause, worinnen ein reicher Herr losiret, der gewartet, biß er möchte Gelegenheit bekommen, nach Prag zu verreisen. Wie nun Rübenzahl mit zu Tische sitzet, fraget ihn jetzt gedachter Herr, wo er in Willens wäre hinzufahren? Worauf er geantwortet: Nach Prag. Welches dem Herrn sehr lieb gewesen, hat mit ihm umb das Fuhrlohn gedinget, auch bald früh des andern Tages sich auf den Wagen gesetzet, und fortgefahren. Wie es nun zum Abend kommen, meinte der gute Herr, er würde bald zu Prag seyn, aber er ist betrogen worden, und bey Rom in Italien sich befunden. Da er ist gezwungen worden, so weit ihm sein Geld gereichet, wieder mit der Post in Deutschland zu ziehen, den übrigen Weg aber biß nach Prag sich mit Betteln zu bringen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 323.
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