dd) Rübezahl hänselt einen losen Fuhrmann.

[324] Rübenzahl kommt zu einem Fuhrmann, welcher nach Hirschberg zu fahren Willens, bey dem er sich angegeben, und umbs Fuhrlohn gedinget. Als sie aber kaum eine Viertelmeil Weges miteinander gefahren, wollen die Pferde nicht einen Schritt von der Stelle gehen, da ihn der Fuhrmann heißen absteigen, welches er zu thun sich geweigert, vorgebend, weil er hätte Geld gegeben, müßte er auch dafür fahren. Als aber der Fuhrmann mit Ungestüm auf ihn zugelauffen, in Willens, ihn herab zu reißen, hat er sich furchtsam gestellet, und ist auf der andern Seite des Wagens geschwind herunter gesprungen. Hierauf haben zwar die Pferde ein zwölf Schritte den Wagen von dem alten Orte gerücket, aber bald wieder stille gehalten. Der Fuhrmann wird zornig, schlägt auf die Pferde immer loß, biß Rübenzahl machet, als wenn alle beyde mitten von einander springen. Worüber dem Fuhrmann so angst geworden, daß er alsbald zurück gelauffen, seinem Wirthe das Unglück angemeldet, und gebeten, er möchte ihm doch seine Pferde so weit leihen, daß er den Wagen wieder zurück bringen, und sich ein paar andere Pferde kauffen könte. Wie nun der Wirth und andere Leute mehr (so es gehöret) mit dem Fuhrmann hinauß kommen, das Spectakel anzuschauen, stehen die zersprungenen Pferde wieder am Wagen gantz ohne Schaden und Mängel, aber der Wagen gantz abgeladen, daß der[324] Fuhrmann die Waare mit großer Mühe und Beschwerde hat müssen auf dem Felde aufladen, und ist endlich mit seinen eigenen Pferden am bestimmten Ort gelanget.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 324-325.
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