374. Die Oderburg bei Stettin.

[432] (S. Micrälius, Altes Pommerland Bd. I. S. 369. Cramer, Gr. Pommersche Kirch.-Chron. Bd. III. S. 192.)


Im Jahre 1573 starb der Herzog Barnim IX. auf der Oderburg bei Stettin. Er war 72 Jahre alt geworden und hatte 50 Jahre lang das Land regiert; er war aber ein so milder und gottseliger Herr gewesen, daß man ihn Vater des Vaterlandes genannt hat. Die Oderburg, in welcher er verstarb, hatte er auf das Zierlichste und Festeste bauen lassen, also daß, wie späterhin als Stettin zu einer Festung eingerichtet ward, mehrere Jahre nöthig waren, um sie niederzureißen und Platz für die neuen Befestigungen zu gewinnen. Bei seinem Tode begab sich nun das Wunderbare, daß die vielen goldnen Wetterhähne und Knöpfe, mit denen die Burg verziert war, in einer Nacht alle zusammen plötzlich schwarz wurden, obgleich in derselben Nacht kein Tropfen Regen gefallen war. Es war nicht anders, als ob das Gebäude, das dem Herzog seine Entstehung verdankte, also seine Trauer über das Abscheiden seines Herrn hätte bezeigen wollen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 432.
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