723. Fallende Sucht geheilt.

[655] (S. Bergenroth a.a.O. S. 117.)


Im 15. Jhdt. litt ein Wojewode von Posen an der fallenden Sucht und hatte schon vieles Geld an Quacksalber, die ihn zu heilen versprachen, unnütz verschwendet. Da ließ sich ein Wildschütz bei ihm melden und versprach ihn zu heilen, wenn er ihn von der Leibeigenschaft entbinden wolle. Dies versprach er. Jetzt lud der Polacke sein Schießgewehr, ging am Dreikönigstage vor Sonnenuntergang in den Wald, in welchem ein verzauberter Bach floß, tauchte das geladene Gewehr in den Bach, ließ es trocknen und erlegte dann damit einen ihm als verzaubert verdächtigen Raben. Diesen trug er zum Wojewoden, hieß ihn dem Raben den Kopf abbeißen und das Mark daraus saugen. Der Wojewode that dies und ward gesund. In dem Raben hatte die verwunschene Seele eines habgierigen und herzlosen Doktors gesteckt, dem es eine Hexe angethan.

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Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 655.
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