752. Das Feuerspringen.

[673] (S. Egler S. 231.)


Das Feuerspringen, welches noch in einigen Ortschaften des Hohenzollerschen Oberlandes angetroffen wird, stammt wahrscheinlich aus dem Heidenthume. Bekanntlich brachten die alten Deutschen dem Sonnengott zur Zeit der Sonnenwende durch hochauflodernde Feuer, die sie auf Höhen und Bergspitzen anzündeten, ihre Huldigung dar. Die spätere christliche Zeit bestimmte hierzu den Vorabend des 24. Juni, an welchem das Fest Johannis des Täufers gefeiert wird. An besagtem Abend zog die Jugend aus Stadt und Dorf, mit Reisig und Holz wohl beladen, dem höchsten Punkte des Ortes zu. Ihnen folgte der größte Theil der Einwohnerschaft. Auf dem Platze angekommen, wurden die Brennstoffe aufgeschichtet und das sogenannte Zinkenfeuer angezündet. Es stellte sich nun die männliche Jugend eine Strecke hinter der hoch emporlodernden Flamme auf und nach dem Commandoworte eines Führers setzte Einer nach dem Andern über die Flammen, wobei es mitunter possierliche und verunglückte Sprünge gab. Mit dem Klange der Abendglocke nahm dies Spiel ein Ende.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 673-674.
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