847. St. Bonifacius Grab.

[736] (In Versen behandelt v. Schwarz S. 24 etc.)


Als der h. Bonifacius im Lande der Friesen durch Mörderhand gefallen und sein Leichnam den Rhein hinauf nach Mainz geschwommen war, da beschloß der dortige Bischof, obwohl der fromme Märtyrer im Leben den Wunsch ausgesprochen hatte, einst zu Fulda bestattet zu werden, ihn im Dome zu Mainz zu begraben und ließ ihn feierlich in die dortige Gruft[736] hinabsenken. Allein als der nächste Morgen herangebrochen war, da stand von keines Menschen Hand berührt der Sarg oben in der Kirche neben der Gruft, in welche man ihn hinabgelassen hatte. Da erkannte der Bischof, daß der Heilige hier nicht ruhen wolle, man setzte also den Leichenschrein auf einen mit zwei Kühen bespannten Wagen und ließ dieselben nach einer ihnen beliebigen Richtung ziehen. Diese lenkten aber das Wägelchen dem Rheine zu, gingen in das Wasser hinein und schwammen mit ihrem kostbaren Gute unversehrt hindurch bis ans andere Ufer, dort hielten sie sich aber nicht auf, sondern sie richteten ihre Schritte gen Fulda und nachdem sie Tag und Nacht ohne Unterbrechung gefahren waren, langten sie endlich hier an und als sie hier an heiliger Stelle ankamen, da erklangen die Glocken von selbst, ohne daß sie Jemand in Bewegung gesetzt hätte, und der heilige Leichnam sank hinab in das selbst gewählte Grab, wo er noch ist.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 736-737.
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