868. Mörder durch Schweine entdeckt.

[746] (S.d. angef. Chronik a.a.O. S. 365.)


Bei Volkmarsen wohnte in einer Klause ein Klausner, der hatte eine Frau und ein Dienstmädchen. Gleichzeitig war aber ein aussätziger Mann in einem Siechhause bei Geißmar, der hatte keine Füße, ging auf Schemeln und Krücken und ritt auf einem Pferde über Land. Wenn dieser zu dem Klausner kam, ward er von demselben beherbergt. Eines Tages kam aber der Aussätzige auch und noch ein Anderer mit ihm, und da der Klausner nicht daheim war, so traf er die Klausnerin und das Mägdlein allein in der Klause, er gab demselben einige Stiche mit dem Messer und meinte, sie wäre todt, darnach erwürgten er und sein Gesell die Klausnerin, nahmen was sie an Geld und Kleinodien fanden und machten sich davon. Das Mägdlein aber war nicht todt, machte sich auf und versteckte sich unter Laub. Als nun der Klausner kam und sein Weib todt fand und das Mägdlein schwer verwundet, so berichtete ihm Letztere natürlich die schlimme Missethat. Der Aussätzige ward bei Geißmar gefangen und gen Zapfenburg geführt. Hier brach er aber aus dem Gefängniß und entkam in den Wald, man suchte ihn zwar, konnte ihn aber nicht finden. So hielt er sich im Walde etliche Tage auf,[746] seine Speise waren die Eicheln. Nun hütete aber dort ein Schweinhirt die Schweine in der Eichelmast, die gingen immer um einen hohlen Eichbaum herum, rollten und greinten, bis man inne wurde, daß der Sieche in dem Baume stecke. Da ward er zum andern Male gefangen, nach Cassel geführt und in vier Theile geschnitten, die vier Theile aber am Galgen aufgehängt. Dies geschah im Jahre d.H. 1531.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 746-747.
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