870. Das Basiliskenei.

[747] (S. Justi, Hess. Denkwürdigkeiten. Marburg 1800 Bd. II. S. 51 etc.)


Am 19. September des Jahres 1578 hat Landgraf Wilhelm IV. einen Brief an einen gewissen Victorin Strizel gerichtet, in welchem er ihm Folgendes erzählt. Ein gewisser Hauptmann Simon hat ihm angezeigt, sein Gärtner sei zu ihm gekommen und habe ihm gemeldet, der große alte Hahn, den er neulich geschenkt bekommen habe und den der Gärtner in Verwahrung hatte, habe bereits wohl den ganzen Tag über sechs Stunden lang auf dem Neste[747] gesessen und habe wie eine Henne gegackert. Endlich ist er vom Neste weggelaufen und der Gärtner hat ein hier von ihm gelegtes Ei gefunden und es noch ganz warm seinem besagten Herrn gebracht. Es war dasselbe kugelrund und so groß wie ein gewöhnliches Hühnerei, weit röthlicher, doch ganz glatt, als wenn es polirt sei. Darauf ist der Hauptmann darauf losgefahren und hat das Ei zerschlagen, den Hahn aber in zwei Stücke gerissen und dann seinen beiden Kettenhunden vorwerfen lassen. Der eine hatte nichts von dem Hahne fressen wollen, der andere hat aber das ihm vorgeworfene Stück gefressen, ist aber von Stund an umgefallen und gestorben. Der Landgraf ist aber hierüber ärgerlich gewesen, weil er dachte, es hätte aus jenem Hahn ein sogenannter lapis alectorius gewonnen und aus dem Ei ein Basilisk erzeugt werden können.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 747-748.
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