946. Die Haut.

[799] (S. Winkelmann Th. I. S. 61.)


Im Amte Frauenstein liegt ein Dorf, Namens Denches, wo in dem daranstoßenden Walde ein kleiner See ist, der kleine Elfertsee geheißen, aber höher als der in demselben Amte befindliche sogenannte große See gelegen. Auf diesem ist eine Art Gewächs von Weiden, Haseln und anderem Gehölz, die Haut genannt, von sich selbst so stark und fest in einander geflochten, daß etliche Stücke Vieh darauf stehen und weiden können. Dieses Gewächs liegt aber ganz frei, schwimmt und schwebt, und wird von dem Winde bald hier, bald dorthin getrieben, daher es nach der Erzählung der Umwohnenden oft geschieht, daß, wenn das Vieh von dem Ufer darauf zu weiden kommt, es durch einen gelinden Wind, mit dieser Insel oder Haut mitten auf die See getrieben wird und eher nicht, als bis sich ein anderer stärkerer Wind erhebt, wieder ans Land kommen kann141.

141

Ueber ähnliche schwimmende Inseln spricht Harsdörfer, Hist. Schauplatz LIX. S. 426.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 799.
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